Verfinsterungshorskope für den wahren Ort 7/2009

Lieber Sylvester,

jetzt, an Tagen der Implosionen, der einstürzenden Häuser – ich habe es auch hier auf der Website versucht etwas zu beschreiben – haben wir wieder mal eine Finsternis astrologisch zu beleuchten. Es ist ein Anlass, zu fragen, was können wir überhaupt astrologisch damit anfangen?

Tatsächlich lässt sich wohl aus der Finsternis vom 11.8.99 etwas herbeiziehen, das dann die Katastrophen von New York vom 11.9.2001 sensationsmarktschreierisch darstellt. Doch es entbehrt jeder Logik und auch jeder meiner Forschungsergebnisse, dass eine Finsternis, berechnet als Neumond oder Vollmondhoroskop oder nach diesem Ephemerideneinheitswert für das weitere Weltgeschehen eine Relevanz hat. Die Einheitsdaten in den Ephemeriden sind nicht nur fast immer falsch, oft um Stunden falsch, sondern auch insofern unlogisch, als ein Finsterniszeitpunkt ortsabhängig ist.

Und tatsächlich funktionieren sie auch in keiner Weise für irgendwelche astrologischen Betrachtungen.

Z.B. die DDR wurde bei einer Finsternis gegründet. Und auch vor dem Mauerfall gab es zwei Eklipsen, welche aber leider keinen Zusammenhang zum DDR-Gründungshoroskop haben. Die schlimmen Konstellationen vom 11.8.99 greifen kaum in das Geschehen vom 11.9.2001, zumal in New York die Finsternis auch noch nicht sichtbar war.

Es gibt andere Mundanhoroskope, welche sehr gut greifen. Doch weder hat eine Finsternis Aussagekraft für das Börsengeschenen, noch für das Zugunglück von Eschede, noch auf plötzlichen Reichtum von Bill Gates, wie es z.B. Claudia von Schierstet behauptet,  zumindest nicht in dieser Art der Betrachtung von Konstellationen.

Kennst Du einen guten Beitrag über Finsternisse, oder ein gutes Buch darüber?

Ich denke, wir müssen anders an die Sache herangehen.

Unser Empfinden zeigt Trauer und Stillstand bei einer Finsternis. Sie hat einen Ort und eine Zeit. Es wäre also zu vermuten, dass man Prognosen nur für Orte machen darf, die von der Verfinsterung betroffen sind. Und diese Orte erhalten alle einen eigenen Zeitpunkt der Verfinsterung und nicht den allgemeinen falschen Zeitpunkt aus irgendwelchen vereinheitlichenden Astrologieprogrammen.

Mir fallen drei Möglichkeiten ein:

  • Man könnte ein Horoskop des Auftreffens des Kernschattens auf das Festland des entsprechenden Kontinents heranziehen
  • oder den Moment der maximalen Finsternis nehmen an dem Ort, wo diese maximale Finternis stattfindet
  • oder man nimmt einen Ort, der relevant ist, wie eine Hauptstadt und nimmt den Beginn und das Ende der Verfinsterung.

Bei den ersten beiden Möglichkeiten hätte man keinen Ort des Geschehens für nachfolgende Ereignisse. Man müsste durch Grade, die man vom MC abzieht oder addiert vielleicht einen Ort bestimmen, an dem etwas passiert, das sich aus der Eklipse prognostizieren lässt, während man in dem dritten Beispiel schon einen Ort hätte.

Das sind jetzt drei Spekulationen. Du hast mir mal vor Jahren einen Link geschickt, wo man Zeiten und Orte der Verdunkelungen einsehen konnte. Weißt Du das noch?


Lieber Christian,


"Steckengebliebene Geburt, Implosion" - ja, das passt schon ganz gut. Man kann die Geburt ja auch lesen als gewaltige Eruption aus dem Gefängnis des Mutterleibs. (Sage ich natürlich als Mond-Uranier... der Mutterleib ist ja nicht unbedingt ein Hort der Geborgenheit, je nach Wohlbefinden der Mutter. Interessant ist dabei die Frage, inwieweit sich der Verlauf der Schwangerschaft auf die Identität auswirkt.)
Ich verbinde mit dem Mondknoten die Nabelschnur (entschuldige den Kalauer). Da aus der Nabelschnur mittlerweile die pluripotenten Stammzellen zur genetischen Therapie gewonnen werden, könnte 29° Krebs / 0° Löwe auch als plutonischer Grad gelesen werden. Hinzu kommt dier Spiegelgrad 0° Schütze / 29° Skorpion, der seinerseits Saturn-Uranus-haltig sein soll. Also das Thema Ursprung und Bestimmung. Aus diesen kurzen Worten lässt sich allerhand ableiten gerade hinsichtlich der Bestimmung einer Inkarnation.

Den Link zur Finsternisberechnungsseite habe ich jetzt erstmal nicht gefunden, dafür aber ein kleines gutes Programm zur Berechnung incl. Graphik der Verläufe. Es ist etwas seltsam geschrieben (Desktop), aber es funktioniert prima. Gehe auf
http://www.wineclipse.net/ , lade dort ECLIPSE.ZIP herunter und installiere es.

Liebe Grüße,

Sylvester


 

Lieber Sylvester,

das Programm ist super, vielen Dank. So etwas habe ich mir schon seit Jahren gewünscht. Nun konnte ich für mich verifizieren, dass Finsternishoroskope auch nicht auf die Verdunklungsorte für die tatsächlichen Verdunklungszeitpunkte funktionieren.

Ich gewinne nun, nachdem ich ein wirkliches Orts-Zeitpunkthoroskop für eine Verdunkelung erstellen konnte, erst mal den Eindruck, dass man Finsternisse für Mundanprognosen ad acta legen kann. Oder was ist Deine Erfahrung?

Ich habe Dank dieses Programms herausgefunden, dass die letzte Finsternis in New York 1925 war und konnte auf die Sekunde die Verdunklung festlegen. Jedoch hat das Horoskop keine Verbindung zum 11.9.2001.

Das war am 24.1.1925 in New York um 14:10:12 GMT. Da war es vollständig verfinstert. Ich habe es hier mit dem 11.9.2001 überlagert.

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Hier haben wir weder auslösungsmäßig etwas, noch direktional und auch nicht vom Transit her. Ein Mauschler würde einfach ein bisschen korrigieren und sagen: MC dirigiert zum Uranus und gleichzeitig im 7ner Rhythmus auf 27 Widder. Aber bei der Korrektur müssten wir um 12 Minuten nach vorne gehen. Das wäre der Zeitpunkt einer nur 80prozentigen Verdunklung. Wir können also diese Eklipse für dieses Ereignis nicht heranziehen.

Was der ortsunabhängige Ephemeridenwert von 15:07 GMT besagt, frage ich mich.

Ebenso habe ich nichts für die letzte totale Finsternis in Berlin von 1887 gefunden, keinen Mauerfall, keinen Hitler oder Kriegsausbruch oder Kriegsende. Also sollten wir uns vielleicht darauf verlegen, dass eine Finsternis mehr ein Naturereignis als ein Astrologisches Phänomen ist, oder was meinst Du?

Während der letzten 600 Jahre hat es in Berlin gerade mal 4 Finsternisse gegeben, 2 im 15. Jahrhundert, eine im 18. Jahrhundert und die letzte am 19.08.1887. Die kommende wird erst im Jahr 2135 unseren Himmel verdunkeln. Das bedeutet, es gibt manchmal 280 Jahre keine Finsternis.

Ich finde, es sind ebenso wertvolle Entdeckungen, wenn man Irrlehren aufdeckt als wenn man neue Gesetzmäßigkeiten entdeckt.
Liebe Grüße,
Christian


Lieber Christian,

ich habe hierzu keine abschließende Meinung, bin aber geneigt, zur selben Einschätzung wie Du zu kommen. Immerhin fand ich Döbereiners Darlegung der Finsternis über Irland hinsichtlich der Kartoffelpest recht einleuchtend.
Ehrlich gesagt tue ich mich mit dem Prinzip der Prognose eh schwer, jedenfalls im Sinne der kausalen Begründung. Ich denke, dass zwar kein Ereignis ohne astrologische Analogie eintreten kann, was aber längst nicht bedeutet, dass ein astronomisches Phänomen ein Ereignis begründet.
Die Prognose berührt ja unweigerlich das Problem der Willensfreiheit. Dazu sagte der köstliche Isaac Bashevis Singer einmal: "Natürlich gibt es die Willensfreiheit - wir haben gar keine andere Wahl!" Dies ist vielleicht ein Nebenschauplatz der Philosophie, indes ein Dreh- und Angelpunkt der Verantwortung. Hierbei denke ich - hinsichtlich der Finsternisse, wie auch der Großen Konjunktionen - an das Bindeglied zwischen Individuum und Generation. Wie ich wohl schon einmal darlegte, fasse ich die Erde als Gesamtorganismus auf, wobei die Menschheit neben der Tier- und Pflanzenwelt ebenfalls ein Ganzes darstellt., innerhalb derer die Individuen quasi als Zellen fungieren. Planetares, d.h. eigentlich ekliptikales Bewusstsein des Ganzen (übrigens die eigentliche Bedeutung des kat-holos) teilt sich zwar jeder Zelle - jedem Lebewesen - mit, die wenigsten indessen sind bereit oder fähig zur Aufnahme.

Dies wollte ich Dir eh als prinzipielle Frage vorlegen - Astrologie und Kausalität. Soweit ich es übersehe, hat sich daran überhaupt noch nie jemand herangewagt. Die Skeptiker schmeißen eh alles besserwisserisch über Bord, und wohl die meisten Astrologen (oder wer sich so nennt...) kommen über die mehr oder weniger eloquente Feststellung und Deutung von Analogien nicht heraus. Das begründende Fundament bleibt dann meist eine unausgesprochene Glaubensfrage, womit ich mich, als eher europäisch denkendem Menschen, nicht abfinden mag. Hier klafft die große Lücke zwischen Wissen und Glauben - und meine ganze Arbeit zielt letztlich darauf ab, diese Lücke zu schließen. Ich habe dabei beide Lager im Visier: die tumben Realisten mit der Nase auf den Geist des Ganzen zu stoßen, und die bloß glauben-wollenden auf die harten Fakten der Gesetzmäßigkeiten der Natur.
Es ist bezeichnend, dass zwischen Astronomie und Astrologie nach Kepler so gut wie kein Dialog mehr stattgefunden hat. Ich nehme dies stellvertretend für das Dilemma der Moderne, wobei ich weiß, dass diese klaffende Lücke geschlossen werden muss. Ich habe allerdings nachgerade den Eindruck, als ob in beiden "Lagern" eine Art Schwelle oder Sperre besteht, ab einem gewissen Punkt die Klappe fällt. Dann verfallen alle Beteiligten in lautes Schweigen.

Ich bin völlig einverstanden hinsichtlich der Aufdeckung von Irrlehren. Daher bin ich ja immer so misstrauisch gegenüber Lehrern, Vaterfiguren, Gurus etc. Das ist aber kein Mangel an Respekt. Isaac Newton hat mal gesagt "Ich stehe auf den Schultern von Riesen." Ich finde, das drückt es gut aus. Wir Nachfahren können dann unter Umständen wieder etwas weiter blicken, auf dem Boden, den uns die Ahnen bereitet haben. Und das ist doch irgendwie tröstlich.

Liebe Grüße,
Sylvester

PS - Ach ja - die letzte Finsternis strich übrigens über Shanghai, wiewohl der Ort der längsten maximalen Finsternis irgendwo im Pazifik war. Vielleicht kann man anhand der Börsenkurse von Shanghai einige Analogien feststellen. Allerdings müssten diese nichtmal der Finsternis "geschuldet" sein, vielleicht ist das ja auch nur ein stinknormaler Neumond. Ich weiß es nicht, und behaupte es auch nicht - ich stelle es nur anheim. Vielleicht magst Du das an Kursteilnehmer delegieren. Zum Henker, ich kann mich ja nicht in jedes Detailfitzelchen verstricken, dafür nimmt man sich die Wasserträger! Kärrnerarbeit, so sagte man früher. Dazu mietet man sich am besten eine Jungfrau...
Wenn ich dann sehe, dass sich eine Hypothese nicht bewahrheitet, bin ich sofort bereit, sie zu überdenken, oder einen Irrtum einzugestehen. Ich möchte jedenfalls keine "Irrlehren" in die Welt setzen.


 

Lieber Sylvester,

Ja, diesen Dialog können wir z.B. gerne auf die Website setzen.

Warum das mit den verfaulenden Kartoffeln für die Finsternis funktioniert, liegt daran, dass Naturereignisse des Verfalls ein Bild für eine Eklipse sind. Das würde auch für Seuchen und alles Verdunkelnde, Verfallende gelten. Aber sie haben keine Relevanz für politische oder gesellschaftliche Geschehen. Und das ist der Grund, warum man keinen Mauerbau, keinen Krieg und keine Machtergreifung Hitlers in der Finsternis von 1878 in Berlin findet.

Es gibt ein paar Verfinsterungshoroskope, die erstaunlich gut funktionieren. Aber wofür, will ich an dieser Stelle nicht gleich breittreten. Denn dafür ist es zu sensationell. Und was die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen angeht - da haben wir andere Mundanhoroskope.

Hier, bei den Eklipsen; müssen wir suchen, bis wir mal finden, was funktioniert. Z.B. findet sich der Erdrutsch von Nachterstedt kaum dort wieder. Zwar transitiert der laufende Neptun-Jupiter dort über den DC. Aber das tut er ja auch an anderen Orten (etwas früher bzw später…) Also wären Achsendirektionen und rhythmische Auslösungen eigentlich interessant. Aber da ist nichts, natürlich auch nicht bei dem New Yorker von 1925 für die diversen nachfolgenden Börsencrashs z.B. vom 19.10.1987….

Und als Antwort auf die Frage: ja, es ist eine sehr wichtige und gute Frage. Dabei ist allerdings die Frage entscheidender als die Antwort, die man nie geben kann. Woher soll man wissen, warum die Astrologie funktioniert? Du siehst Glauben als eine Not des Wissens an. Aber Glauben kommt aus einer Gewissheit, die innen ist und wertvoller als Wissen, welches äußerlich ist.

In diesem Fall ist es aber keine Glaubenssache, sondern ein offene Frage, über deren Antwort man sein Leben lang spekulieren kann.
Ich meine, dass die Astrologie deswegen funktioniert, weil sie ein Abbild der Natur ist, ein Spiegel dessen, was gleichzeitig auf anderen Ebenen passiert.

Grüße, Christian


Lieber Christian,

einverstanden, die Antwort kann man nicht geben. Aber eine richtig gestellte Frage ist ja auch schon etwas.
Ebenfalls einverstanden, was die innere Gewissheit betrifft. Ich möchte natürlich dazu noch etwas über die Gewissheit wissen, denn sie ist es ja letztlich, die unteilbar im Menschen ist, wie auch alle Menschen  an ihr teilhaben. Insofern ist mein Wissenwollen ein Schritt hin zu einem auch lehrbaren Universalverständnis. Ich finde, schon der Anblick der wundervollen Ordnung des Tierkreise und der Verhältnisse des Sonnensystem kann einem ehrfurchstvolle Ruhe schenken. Ähnlich haben sich auch Astronauten geäußert, nachdem sie Erde von außen gesehen hatten.
Astrologie als Abbild der Natur, als Spiegel - schön gesagt. Wobei wir zumindest für Sonne-Mond-Erde eine Realkausalität feststellen können.

Grüße, S.